- romanische Sprachen
- romanische Sprachen,Gruppe von Sprachen, die auf dem Boden des Römischen Reiches aus dem (zur italienischen Gruppe der indogermanischen Sprachen gehörigen) Lateinischen (Vulgärlatein) hervorgegangen sind.und Verbreitung: Die traditionelle Sprachwissenschaft unterscheidet heute neun romanische Sprachen: Französisch (französische Sprache), Italienisch (italienische Sprache), Katalanisch (katalanische Sprache und Literatur), Okzitanisch (Provenzalisch, provenzalische Sprache), Portugiesisch (portugiesische Sprache), die rätoromanische Sprachgruppe (Bündnerromanisch, Friaulisch, Ladinisch), Rumänisch (rumänische Sprache), Sardisch und Spanisch (Kastilisch, spanische Sprache). Hinzu kommt das Ende des 19. Jahrhunderts ausgestorbene Dalmatisch, das in Dalmatien gesprochen wurde. Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch, Spanisch und Katalanisch haben sich im Zuge der Kolonialisierung Afrikas, Amerikas und teilweise auch Asiens (sowie des pazifischen Raums) auch in diesen Kontinenten ausgebreitet.In der Regel wird der Apenninkamm, die Linie La Spezia-Rimini, als Grenze zwischen Ostromania (Mittel- und Süditalienisch, Rumänisch) und Westromania, die sich noch einmal untergliedert in Galloromania (Norditalienisch, Französisch, Okzitanisch) und Iberoromania (Katalanisch, Portugiesisch, Spanisch), angesehen. Die rätoromanische Sprachgruppe (Bündnerromanisch in der Schweiz, im Kanton Graubünden, Ladinisch im Sellagebiet in den Dolomiten und Friaulisch in Nordostitalien) nimmt eine Zwischenstellung zwischen Ost- und Westromania ein, das Sardische ist aufgrund seines archaischen Charakters schwer zuzuordnen. In neuerer Zeit wird häufig auch zwischen Nord- und Südromania unterschieden, wobei der Poebene trennende Funktion zugewiesen wird.Die Forschung der letzten Jahre beschäftigte sich vermehrt mit »Kleinsprachen« der Romania und den kreolischen Sprachen, deren Basis eine romanische Sprache ist. Zu ersterer Gruppe gehören u. a. Galicisch (aus dem das Portugiesische hervorging, galicische Sprache und Literatur), Asturisch, Aragonesisch (Varietäten des Spanischen) und Aranesisch (Varietät des Okzitanischen) auf der Iberischen Halbinsel, aber auch die verschiedenen Varietäten des Rumänischen (Moldauisch oder Moldawisch, moldauische Sprache und Literatur, Aromunisch, Istrorumänisch und Meglenorumänisch) sowie das Ladino; auf romanischen Sprachen basierende Kreolsprachen werden v. a. in Haiti, auf Dominica, den Seychellen, Kapverd. Inseln, Martinique sowie den Niederländischen Antillen (Papiamento) gesprochen.Bezogen auf die Zahl der Muttersprachler ist Spanisch mit rd. 300 Mio. Sprechern die verbreitetste romanische Sprache: Außer in Spanien wird Spanisch v. a. in Südamerika (außer Brasilien und Guayana), Mittelamerika mit Mexiko, in Äquatorialguinea und zum Teil in den USA gesprochen. Französisch mit rd. 100 Mio. Sprechern ist außerhalb Europas in einer Reihe von afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten Amts-, Bildungs- und Verkehrssprache; in Kanada ist es neben Englisch zweite Amtssprache. Sowohl Spanisch als Französisch sind offizielle Arbeitssprachen der Vereinten Nationen. Portugiesisch (rd. 140 Mio. Sprecher) wird außerhalb Europas v. a. in Brasilien, aber auch in Angola, Kap Verde, Guinea-Bissau, Moçambique, São Tomé e Príncipe sowie in Macao gesprochen. Insgesamt sprechen etwa 600-700 Mio. Menschen eine romanische Sprache als Muttersprache (davon etwa die Hälfte als Zweitsprache).und Lexikon: Die meisten romanischen Sprachen unterscheiden sich von den germanischen, slawischen und keltischen durch einen weitgehenden Verlust des Deklinationssystems beim Nomen, wohingegen das Flexionssystem des Verbs ausgeprägter ist. Der Wortschatz der romanischen Sprachen baut weitgehend auf dem Lateinischen auf, jedoch sind verschiedene Substrate (iberische Sprachen, Keltisch, Oskisch, Umbrisch, Etruskisch, Griechisch u. a.) und Superstrate (Arabisch, Langobardisch, Fränkisch, Westgotisch, slawische Sprachen) in die romanischen Einzelsprachen eingeflossen.F. C. Diez: Etymolog. Wb. der r. S. (51887, Nachdr. 1969);W. Meyer-Lübke: Gramm. der r. S., 4 Bde. (1890-1902, Nachdr. 1972);F. C. Diez: Gramm. der r. S., 3 Bde. (51882);W. von Wartburg: Die Ausgliederung der roman. Sprachräume (Neuausg. Bern 1950);I. Iordan: Einf. in die Gesch. u. Methoden der roman. Sprachwiss. (a. d. Rumän., Berlin-Ost 1962);É. Bourciez: Éléments de linguistique romane (Paris 51967);W. T. Elwert: Studien zu den r. S. u. Literaturen, 10 Bde. (1967-89);H. Lüdtke: Gesch. des roman. Wortschatzes, 2 Bde. (1968);H. Lausberg: Roman. Sprachwiss., 3 Bde. (2-31969-72);P. Bec: Manuel pratique de philologie romane, 2 Bde. (Paris 1970-71);G. Rohlfs: Roman. Sprachgeographie (1971);W. D. Elcock: The Romance languages (Neuausg. London 1975);B. E. Vidos: Hb. der roman. Sprachwiss. (a. d. Niederländ., Neuausg. 1975);Zur Entstehung der r. S., hg. v. R. Kontzi (1978);L. Renzi: Einf. in die roman. Sprachwiss. (a. d. Ital., 1980);Lex. der Romanist. Linguistik, hg. v. G. Holtus u. a., auf mehrere Bde. ber. (1988 ff.);The Romance languages, hg. v. M. Harris u. a. (London 1988, Nachdr. ebd. 1997);Zum Stand der Kodifizierung roman. Kleinsprachen, hg. v. W. Dahmen u. a. (1991);W. Meyer-Lübke: Roman. Etymolog. Wb. (61992);P. Lindenbauer u. a.: Die r. S. Eine einführende Übersicht (21995);C. Tagliavini: Einf. in die roman. Philologie (a. d. Ital., (21998).
Universal-Lexikon. 2012.